Der beste Kaffee im Süden des Nordens

15. Januar 2021

Sie sind unverkennbar stolz auf ihre Heimat, die Menschen in Vechta. Und in der Tat gibt es hier im Süden des Nordens ja auch allerlei Zutaten, die südliche Gefühle aufkommen lassen: Der Basketballverein heißt karibisch-exotisch „Rasta“ und hat ein knalliges Orange als Vereinsfarbe, „Rasta“-Aufkleber finden sich auf vielen Cabrios und Sonnenbrillen gehören zur ganzjährigen Grundausstattung. Die Menschen hier sind gern an der frischen Luft, etwa beim Reiten, Radfahren oder auch beim Golfen. Was dann noch fehlt zum echten Süden, das gibt es seit Jahrzehnten bei „Gino´s Café“ mitten in der Stadt: den besten Espresso des ganzen Oldenburger Münsterlandes mit einer großen Portion italienischer Lebensart als Zugabe. Namensgeber und Patron Gino hat mehr als 40 seiner 57 Lebensjahre in Vechta verbracht, nachdem es ihn 1979 aus dem schönen Apulien zunächst zu einem Onkel nach Wildeshausen verschlagen hatte, der dort eine Eisdiele betrieben hatte – was auch sonst. „Apulien ist das Paradies und ich bin eigentlich jedes Jahr zu Weihnachten dort, wenn es irgendwie geht. Nur leider gab und gibt es da nur ganz wenig Arbeit.“

Für Gino ging es von Wildeshausen schnell weiter nach Vechta, wo er ebenfalls mit einer Eisdiele den Schritt in die Selbstständigkeit wagte. Heute residiert „Gino´s Café“ am Klingenhagen 20 und ist Eisdiele, Restaurant und Kaffeerösterei in einem. Aber vor allem ist „Gino´s“ eine Institution in Vechta, viele der 30.000 Einwohner kennen Gino und schätzen seinen selbstgerösteten Espresso und den Kaffee als die besten in der Stadt. Um den herzlichen Service kümmert sich die Familie, die untereinander dieses impulsive Italienisch spricht, das man sonst nur aus dem Urlaub kennt. Aber von allen Kunden in Vechta, die Gino lange persönlich kennen und herzlich grüßen, dürften nur die wenigsten seinen vollständigen Namen kennen: Girolamo Giriglia heißt der Gastronom mit Leib und Seele und unter diesem Namen könnte er auch Mode „dall’Italia“ verkaufen, aber sein Herz schlägt nun mal für Kaffee: „Si, naturalmente!“.

Zutaten


Zubereitung


Neben selbst gemachtem Eis und anderen italienischen Spezialitäten ziehen also vor allem der Espresso und die verschiedenen selbstgerösteten Kaffeemischungen die Kunden an. Was ist das Geheimnis des Kaffee aus Vechta? „Seit mehr als zwanzig Jahren röste ich den Kaffee mit einer Maschine, die 1959 von der deutschen Fima Probat gebaut worden ist und die ich gebraucht gekauft habe“, erzählt Gino und weist auf ein dekoratives Trumm im hinteren Teil des Cafés. Die Kaffeeröstmaschinen von Probat aus Emmerich am Niederrhein sind legendär, sie werden seit 140 Jahren gebaut und gelten quasi als unzerstörbar. Kein Wunder, dass sieben von zehn Tassen Kaffee weltweit aus Bohnen gebrüht werden, die auf Anlagen von Probat geröstet wurden. Gino geht mit seinem Exemplar fast zärtlich um, wenn er die zehn Kilo Bohnen pro Röstung einfüllt und schnell dieser unwiderstehliche Duft von frischem Kaffee durch das Café zieht.

Zweimal pro Woche führt Gino auch Besucherinnen und Besucher in die Kunst des Kaffeeröstens ein, erklärt den jeweils zehn bis zwölf Interessenten den Unterschied zwischen den beiden weltweit wichtigsten Sorten Arabica und Robusta: „Die Arabica ist feiner, schwerer anzubauen und teurer. Die Robusta ist so, wie der Name es schon aussagt. Geröstet werden die Sorten aber immer getrennt und für meinen Espresso mische ich dann 25 Prozent Robusta und 75 Prozent Arabica.“ Seine Mischungen verkauft Gino natürlich auch außer Haus, denn er ist sich ganz sicher: „Wer einmal den Unterschied zwischen unserem Espresso und unseren Kaffeemischungen und der Industrieware geschmeckt hat, der trinkt auch zuhause am liebsten unseren Kaffee.“ Ein Grund sei die Temperatur beim Rösten, die in der Industrie sehr viel höher sei, um Zeit zu sparen: „Das mag der Kaffee nicht so gerne“.

Was der Kaffee hingegen mag, das weiß der Profi genau: „Kaffee sollte im Kühlschrank aufbewahrt werden, zu viel Wärme im Schrank oder in der Schublade schadet dem Aroma.“ Ach ja, und mit kochend heißem, sprudelndem Wasser sollte das Pulver auch nicht übergossen werden: „Natürlich funktionieren auch die heute so modernen Kaffeevollautomaten ganz gut, aber am besten wird der Kaffee tatsächlich immer noch nach der Methode von Großmutter, also mit Kaffeefilter und Filterpapier – und dann übergießen mit etwa 90 Grad heißem Wasser, wenn es nach dem Kochen nicht mehr sprudelt.“ Wieder was gelernt, molto grazie Gino!

Infos und Kontakt: www.ginoscafe-vechta.com

Wir freuen uns schon darauf, möglichst bald wieder Kaffeegenuss in einer der Röstereien unserer Region zu erleben. Eine Liste dafür finden Sie hier.